Aortendissektion!

 

Gegen 19 Uhr in einem peripheren Krankenhaus am Rande der Stadt, Intensivstation. Anmeldung für einen Stroke-Patienten, weil dieses Haus eine kleine Stroke-Unit (mit Tele-Neurologie-Anbindung) besitzt. Na gut, letztes Bett, was will man mehr.

Der Patient erreicht 30 Minuten später die Station, ist beatmet und hypoton: 90/60mmHg. Bei der Beatmung quietscht es merkwürdig neben dem Larynxtubus her.

Der mitt-50-jährige Patient habe mit einem Bekannten telefoniert und sei dann bewusstlos zusammengebrochen. Auffällig die Anisokorie. Deshalb die Diagnose Schlaganfall. Alle weiteren Stroke-Units im Umkreis waren bereits voll, sodass unsere kleine Klinik als Ziel ausgewählt wurde.

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Sichere Sedierung – M. Jackson?

 

Man stelle sich vor, dass man ein international gefeierter Popstar wäre, der Arenen mit schreienden Fans befüllt und im Grunde einen Klassiker nach dem anderen produziert. Dummerweise kommt das zum Preis eines erheblichen Leistungsdrucks – innerlich wie äußerlich. Die Folge ist Insomnie – Schlaflosigkeit.

Und da wir hier auf einem Blog zum Thema Anästhesie sind, landen wir dann ganz schnell bei Schlafmitteln jeglicher Art. Am Anfang eine Pille, dann zwei, dann viele. Übliche verschreibungsfreie Schlaftabletten sind noch Vomex Dragees (Dimenhydrinat). Danach wird’s schon härter mit den Benzodiazepin-Derivaten wie Lorazepam oder den Cyclopyrrolonen. Klar, ich meine Zopiclon, Zolpidem etc.

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Buh: KIS-Umstellung!

 

Wir hatten KIS-Umstellung. Jeder, der diese Worte hört und zuordnen kann, wird jetzt vermutlich mitleidig drein schauen. KIS? Genau: Krankenhaus-Informations-System. Die Schnittstelle zwischen allen Berufsgruppen im Krankenhaus, der Dreh- und Angelpunkt für das, was Herr Lauterbach so gerne voran treiben möchte im Gesundheitswesen (zumindest für den stationären Sektor).

Es werden Patienten aufgenommen, verlegt, entlassen. Dazwischen diagnostiziert, dokumentiert, verschlüsselt, ach und natürlich: abgerechnet. Nebenbei entstehen Kennzahlen für die Leitungsebene in Form von Leistungszahlen, OP-Auslastungen, Belegungsstatistiken und wenn man möchte – und die richtigen Einstellungen hat, auch noch Daten für die Forschung.

Alles im Korsett des DRG-Systems, immer klammer werdender Personal- und Finanzierungsdecken und der Datenschutz thront darüber: Wer darf wann und in welchem Umfang auf welche Daten überhaupt zugreifen?

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Pulsoxymetrie – Revisited!

 

Edit 01.03.: Besserwisserwissen Lungen-Vv.-privata-Drainage korrigiert. Danke für das Aufmerksame Lesen des Artikels 🙂

Bei der Durchsicht meiner bisherigen Artikel und auf der Suche nach neuen Themen bin ich erstaunt darüber gestolpert, dass bisher kein Artikel über die Pulsoxymetrie hier auf dem Blog gelandet ist.

Klar, es gibt mittlerweile sogar zwei Videos auf dem aktuell ruhenden Youtube-Kanal (z.B. hier https://www.youtube.com/watch?v=ryrXdyFYxcc), aber auf dem Blog bisher tatsächlich nicht. Und es gibt außer den üblichen Dingen noch ein paar Specials, um die ich mich hier auch kümmern möchte. Stichworte wären CO-Oxymetrie und auch die Messung der Atemfrequenz über das allseits bekannte „Croco“ – den Fingerclip.

Abriss der Geschichte

Die Messmethode wurde zuerst 1939 von Karl Matthes in Deutschland entwickelt[1]. Sie nutzte eine Ohrsonde mit rotem und infrarotem Licht. Im zweiten Weltkrieg ging die Entwicklung weiter und wurde so z.B. von Glenn Millikan genutzt, um Piloten ein Feedback über ihre Sauerstoffsättigung zu ermöglichen und so die O2-Versorgung zu steuern. Bewusstlos zu werden in einem Kampfflugzeug ist halt relativ tödlich.

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Goiania und Strahlenunfälle

 

Mit ionisierender Strahlung wird gearbeitet in Kernkraftwerken, der Industrie, Forschung und Medizin – ansonsten noch beim Handling mit Kernwaffen. Insgesamt ist die Rate an Unfällen doch eher gering – von 1945 bis 2002 gab es laut Strahlenschutzkommission gerade einmal 352 „kleine Strahlenunfälle“.

Zunächst zur Definition nach SSK für einen Strahlenunfall per se:

  • >0,25 Sv Ganzkörperdosis
  • >6 Sv Haut, Extremitäten
  • >0,4 Sv andere Organe
  • Oder erhebliche Inkorporation, Kontamination, medizinische Unfälle

Es gibt auch noch eine andere Definition der StrlSchVO „Ereignisablauf, der für eine oder mehrere Personen eine effektive Dosis von mehr als 50mSv zur Folge haben kann“.

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Tuberkulose und Atemwege

 

Wie schon in meinem Beitrag über die HME-Filter angedroht, soll heute ein Artikel über die Tuberkulose und Konsequenzen für uns „an den Atemwegen Beteiligte“ folgen.

Tatsächlich war ja die Quintessenz dieses Beitrags, dass Patienten, die mit HME-Filter beatmet werden, relativ ungefährlich sind. Der BDA fordert an dieser Stelle eine Abscheiderate von >99%, die von den gängigen Filtern auch erreicht wird.

Nun müssen wir den Atemweg aber auch schon mal „öffnen“. Vor allem zum Intubieren oder generell in Notfallsituationen atmen solche Patienten in der Regel nicht schon durch einen HME-Filter (wie unpraktisch). Meistens noch nicht mal durch eine Maske. Wie steht es da um unseren Schutz? Stichwort: FFP3-Maske.

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Intranasales Lidocain gegen Kopfschmerzen?

 

In sozialen Netzwerken lernt man ja bisweilen interessante Dinge. Bis vor kurzem wusste ich zum Beispiel gar nicht, dass die Blockade des Ganglion pterygopalatinum eine diskutierte Möglichkeit ist, Kopfschmerzen zu lindern. Das wird unter verschiedenen Aspekten beleuchtet, vor allem aber in der Schmerzmedizin bei Migräne und – da das ja ein Anästhesie-Blog ist – natürlich auch beim postpunktionellen Kopfschmerz.

Dazu musste ich natürlich recherchieren und möchte euch hier meine Ergebnisse präsentieren. Wir werden zunächst in die Anatomie eintauchen müssen und dann bewegen wir uns langsam über das diskutierte Prozedere hin zum möglichen Effekt oder Benefit.

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Vergleichbarkeit von volatilen Anästhetika

 

Auf besonderen Wunsch heute ein Beitrag zum Thema Blut-/Gas-Verteilungskoeffizient von volatilen Anästhetika. Ein typisches Dauerbrenner-Thema in Anästhesie-Prüfungen, wenn auch von der rein rechnerischen Seite her eher komplizierter und weniger praxisrelevant.

Die Botschaft, die dahinter steckt, ist natürlich interessant: Welches Inhalationsanästhetikum ist wie gut steuerbar? Darum geht es uns ja meist: Wir möchten den Hebel umlegen, und er Patient schläft. Hebel aus – Patient wird wach. Schnelle Wechselzeiten, möglichst kein Hangover, „der Nächste bitte“.

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