Schwing die Knochen: Intraossäre Zugänge

 

In der Tradition, auf diesem Blog Zugänge zu einem Patienten für die Gabe von Medikamenten zu illustrieren (z.B. V. saphena-magna mit Sono), soll es heute um die intraossäre Route gehen.

Gerade in einer Zeit, wo fast überall Ultraschall zur Verfügung steht, sind echte Notfallzugänge eher selten geworden. Wenn ich die Wahl habe, entweder eine orange Viggo in die V. jugularis interna mit Schall zu legen, oder eine Kanüle in den Knochen zu bohren (äquivalente Flussrate wie eine rosa Viggo), werde ich die den Standardzugang „Hals“ wählen.

Nur um das von vornherein klarzustellen: Wir reden hier von lebensbedrohlichen, man könnte sagen: Notfallsituationen, in denen in vernünftiger Zeit kein ordinärer periphervenöser Zugang etabliert werden kann.

Gründe für eine schwere Viggo-Anlage können bekanntlich u.a. sein:

  • „schlechter Venenstatus“ (was auch immer das heißen mag und dann ist es auch noch anwenderabhängig…)
  • schlechte äußere Bedingungen (Licht, Wind und Wetter)
  • Kälte (sehr konstringierte Venen)
  • atypische Haut: sehr dick, Venen schwer zu tasten
  • fehlender Kreislauf (inkl. Reanimation)

(Im Übrigen bin ich dafür, den Begriff „Rollvenen“ abzuschaffen. Die Venen stehen bei „solchen“ Patienten halt unter Druck wie ein Gartenschlauch, sodass man sie gut fixieren und mit Kraft die Venenwand punktieren muss. Meist betrifft das ja sogar Patienten, bei denen man eine gute Punktierbarkeit erwarten würde, weil die Venen so riesig sind. Nun sind Venen im Subkutangewebe locker eingebettet und können sich dort etwas bewegen. Das „Rollen“ bedeutet im Grunde, dass der Punkteur es leider nicht geschafft hat, die Venen „festzuhalten“. Wenn man nun von „Rollvenen“ spricht, verlagert man sein eigenen Unvermögen auf den Patienten, der dafür nun mal überhaupt nichts kann. Just my two cents…)

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Bier-Block – Prost! (i.v.-Regionale)

 

Das klingt so falsch: „Bier“-Block. Wie eine durchzechte Nach in der Altstadt und den Kater am folgenden Morgen.

Aber ich muss leider enttäuschen, so langweilig das auch ist. Heute geht es nicht um Ausschweifungen an Karneval mit ordentlich Alkohol, sondern um die intravenöse Regionalanästhesie, die ihren Eigennamen, „Bier-Block“ vom deutschen Forstmann August Bier, geb. 24.11.1861, erhalten hat. Chirurg war er auch, aber das mit den Bäumen fand ich erwähnenswert.

Es geht um eine Sache, die man in der modernen Medizin im Grunde nicht machen sollte, wenn man viele Kollegen fragt: Lokalanästhestikum intravenös zu injizieren.

Aber warum sollte man das tun? Wir haben Vollnarkosen, wir haben periphere Regionalanästhesien mittels Neurostimulator und Ultraschall – warum sollte man das Lokalanästhetikum i.v. geben?

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Cheyne-Stokes Atmung bei Herzinsuffizienz

 

Für Kollegen, die auf einer kardiologischen Intensivstation arbeiten, wird dieser Beitrag vermutlich nicht so viel neues bieten (ich hoffe natürlich trotzdem drauf). Alle anderen könnten überrascht werden, so wie es mir auch passiert ist.

Wir hatten einen relativ jungen Patienten mit einer relativ schlechten Ejektionsfraktion in der Nacht aufgenommen. Wir reden hier < 20% Auswurfleistung. Soweit war er auf niedrigem Niveau stabil, wenn nicht—

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Anästhesie bei Porphyrie

 

In der Tradition meiner Beiträge zu seltenen Erkrankungen und deren Implikationen für Anästhesien (G6-P-DH-Mangel, Sichelzellkrankheit, Myasthenia gravis), dreht es sich heute um die Porphyrien. Es soll zunächst ein Überblick über die Arten und deren Diagnostik verschafft (z.B. im Intensivstations-Setting interessant) und dann die Narkoseführung diskutiert werden.

Porphyrine sind wichtige Grundbausteine von Enzymen und Strukturen im menschlichen Körper. Woran man nach dem Medizinstudium zuallererst denkt, sind diejenigen Porphyrine, die in der Erythropoise vorkommen. Natürlich ist die Bildung von Hämoglobin wichtig, aber Porphyrine sind ebenso zu finden in Cytochrom-Oxidasen, NO-Synthasen, Cyclooxygenasen, Peroxidasen und Katalasen. Sie sind ubiquitär wichtig für eine ordnungsgemäße Zellfunktion. Diese findet zu 20% in der Leber (ALAS1 – 5-Aminolävulinsäure-Synthase 1) und 80% im Knochenmark statt (ALAS2).

Chemisch gesehen bestehen sie aus vier Pyrrol-Ringen (einem Tetrapyrrol), die durch vier Methingruppen zyklisch miteinander verbunden sind. Der einfachste Vertreter ist das Porphin (Wikipedia).

Sie fluoreszieren rot, wenn sie einer Wellenlänge von 366nm ausgesetzt werden (wunderschön).

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„Happy Hypoxia“ – Lachend in den Abgrund

 

Während der Covid-Pandemie ist es uns Primärversorgern sicher allen schon passiert. Aufnahme eines Patienten auf die Intensivstation, wegen „schlechten pO2“s. Patient wird vorgefahren, und es geht ihm subjektiv super. „Haben Sie Luftnot?“ – „Nö.“, und daddelt mit dem Handy.

Klinisch einzig zu sehen ist eine deutlich erhöhte Atemfrequenz mit 20-30/min, ansonsten nichts. Sobald aber das Pulsoxymeter angeschraubt wird, folgt der Schreck: Sauerstoffsättigungen jenseits von Gut und Böse, durchaus auch im Bereich bis 50%, und der Patient merkt davon nichts. Dasselbe Spiel bei der ersten Blutgasanalyse: pO2-Werte unter 60mmHg waren keine Seltenheit.

Völlig verrückt. Eigentlich sollte so etwas doch massive Luftnot verursachen?

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Das Antabus Syndrom

 

Oder: wie schafft es jemand 2 L Wodka zu trinken, trotz Antabus-Dauermedikation? Warum tut man so etwas? Und dann fragte er sich, warum es ihm schlecht ging. Und dann landete er der Intensivstation. Dann wunderten wir uns. Denn ein echtes Antabus-Syndrom hatten wir noch nie in der freien Wildbahn gesehen.

So viel zur Fallvignette.

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Weihnachten 2022

Ich wünsche euch frohe Weihnachten und einen guten Rutsch „nachher“.

Die Gewinner werden im Lauf des Tages persönlich benachrichtigt, damit die Abzeichen ihren Weg dorthin noch pünktlich zu Weihnachten finden 🙂

Feiert schön, bleibt stabil, bis nächstes Jahr!

(denkt an den Santa Tracker, ich liebe den 😀 )

Weihnachten am Infusionsständer; Heike C. Ewert

Jahresrückblick ’22 mit Gewinnspiel

 

Schon wieder ein Jahr vorbei. Joe Biden hat die Pandemie für beendet erklärt, obwohl der böse Corona noch zirkuliert. Hoffentlich seid ihr alle heil davon gekommen und lest fleißig weiter mein Blog, hört meine Podcasts etc.

Tatsächlich habe ich es wieder einmal geschafft, ein Jahr lang Beiträge regelmäßig zu verfassen, zu vertonen und zu publizieren, obwohl ich das alles auf eigene Faust mache. Ich versuche die Qualität der Beiträge so hoch wie möglich zu halten, aber wenn sich irgendwo ein Fehler einschleicht habe ich auch kein Problem, schnell zu korrigieren. Das ist dieses Jahr auch einige wenige Male passiert. Ich danke den aufmerksamen Lesern dafür an dieser Stelle.

Die Zugriffszahlen entwickeln sich kontinuierlich weiter. Auf dem Blog habe ich nun im Schnitt 8000 Aufrufe pro Monat und die Podcasts-Abonennten steigen immer weiter: Über die Plattformen habe ich etwa 1500 versammelt. Beeindruckend 🙂 !

Wie letztes Mal auch hier noch mal der Link zu meinen 3 persönlichen Favoritenbeiträgen dieses Jahr:

  1. Larynxmasken – Spezialanwendungen
  2. Myasthenia gravis für Anästhesisten
  3. Umweltschutz und Narkosegase

Da das alles viel Arbeit ist, ist die Videoproduktion auf Youtube ins Stocken geraten. Allerdings gibt es da demnächst vielleicht eine Kooperation. Übrigens genauso wie bei den Podcasts („Man lernt nie aus„).

Ein wenig ist die Youtube-Auszeit auch meiner Unkreativität zu verdanken. Ich wollte dort ja in kurzen Videos Themen kurz erklären. Das sind mittlerweile eine ganze Menge geworden, und jetzt bin ich langsam „trocken“.

Und da kommen wir zum diesjährigen Gewinnspiel:

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