Vermeidung von perioperativer Hypothermie und Shivering

Jeder, der nach der Arbeit auf dem Sofa eine Runde ohne Decke schläft, kennt das Problem vermutlich: Man wacht ein paar Stunden später eiskalt wieder auf und muss erst mal in die Gänge kommen (und auftauen).

Bei Shivering steigt der Sauerstoffbedarf um das 3- bis 4fache

Auch bei Operationen passiert so etwas. Nur in diesem Fall ist es bedrohlicher.

Eine Hypothermie unter 36°C führt bereits zu Shivering (Kältezittern). Der Sauerstoffbedarf bei diesem „Muskelaufwärmen“ durch Zittern steigt um das 3- bis 4-fache an. Patienten, die entsprechend kardial vorerkrankt sind, können dadurch eine kritische Ischämie in schlecht perfundierten Bereichen erleiden, allem voran am Herzen! Die Herzinfarktrate ist dementsprechend auch erhöht, ebenso wie die letztendliche Mortalität.

Shivering aufgrund einer „zentralen Dysregulation“ durch Narkosemittel ist zwar auch beschrieben und möglich, allerdings ist die tatsächliche Hypothermie sehr viel häufiger. „Zentrale Dysregulationen“ kann man nicht prophylaktisch abfangen, Hypothermien aber sehr wohl.

Clonidin unterdrückt Shivering effektiv

Die einzige gute Nachricht an dieser Stelle: Egal ob Dysregulation oder tatsächliche Hypothermie: Clonidin wirkt in beiden Fällen zur Unterdrückung des Shiverings.

Weitere negative Folgen sind eine Kompromittierung der Gerinnung. Dadurch kommt es zu erhöhten Blutungsraten, erhöhtem Transfusionsbedarf und entsprechend Morbidität und Mortalität.

All das kann man durch die bloße Aufrechterhaltung der Körperkerntemperatur vermeiden! Mehrere Möglichkeiten stehen dem Anästhesisten zur Verfügung.

Gewärmte Infusionslösungen und Warmluftgebläse wärmen effektiv

Vor allem die Wärmung von Infusionslösungen und die Warmluftgebläse-Decken sind nachgewiesenermaßen die einzigen wirklich effektiven Maßnahmen. Selbst bei einer OP-Dauer von „nur“ 60 Minuten findet bereits eine relevante Auskühlung statt. Das bedeutet: Jeder Patient sollte eigentlich gewärmt werden.

Dass die Warmluftdecken die Wundinfektrate erhöhen durch die Luftverwirbelungen ist übrigens ein Gerücht, das durch keine Studie bislang belegt werden konnte. Viel mehr ins Gewicht fallen an dieser Stelle die oben genannten negativen Endpunkte Morbidität und Mortalität.

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Begeisterter Anästhesist mit Faible für Teaching und Medizininformatik.

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